21. November 2025

Pressemitteilung

Regionalverband Ostwürttemberg: Weichenstellungen für die Schieneninfrastruktur der Zukunft

Wie entwickelt sich die Schieneninfrastruktur in Ostwürttemberg in den nächsten Jahrzehnten? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ostwürttemberg am 24. November 2025 im Heidenheimer Landratsamt. Neben wichtigen Beschlüssen zum Haushalt und zur Regionalplanung lag der Fokus klar auf der Schiene: Vom landesweiten „Zukunftsfahrplan“ über den Erhalt wichtiger Fernverkehrsachsen bis hin zur Vision eines regionalen Güterumschlagplatzes („Railport“) diskutierten die Mitglieder entscheidende Schritte, um die Region verkehrlich zukunftsfest zu machen.

Haushalt und erste Regionalplanänderungen

Die Verbandsversammlung behandelte den Jahresabschluss 2024 sowie Haushaltssatzung, Haushaltsplan und Stellenplan 2026 und stellte damit die finanzielle Handlungsfähigkeit des Regionalverbands für das kommende Jahr sicher. Darüber hinaus wurden mehrere Regionalplanänderungsverfahren und Anfragen im Kontext des Teilregionalplans Solarenergieberaten.

Schwerpunkt Schienenfernverkehr und -Güterverkehr

Als Schwerpunkt der Sitzung wurde der Schienenverkehr behandelt, beginnend mit einem Bericht zur Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg. Die Verbandsversammlung unterstützte ausdrücklich die dort formulierten Forderungen, den geplanten ICE-Sprinter nicht zulasten der bestehenden IC-Linie über Remsbahn und Obere Jagstbahn sowie des Nahverkehrs zu entwickeln. Zugleich wurde bekräftigt, dass beide Achsen – Rems/Obere Jagst und Murrbahn –leistungsfähig erhalten und ausgebaut werden müssen, um Ostwürttemberg dauerhaft an den Fernverkehr anzubinden.

Zum Zukunftsfahrplan Baden-Württemberg berichtete das Verkehrsministerium über Etappen bis in die 2040er Jahre, darunter eine neue RE-Linie über Aalen und Ellwangen bis Crailsheim, Taktverdichtungen auf der Brenzbahn und den Ausbau eines landesweiten Expressnetzes. Die Verbandsversammlung begrüßte diese Schritte grundsätzlich, wies aber auf die Notwendigkeit hin, künftige Expressverkehre so zu gestalten, dass alle regionalen Achsen gleichwertig berücksichtigt werden und insbesondere die eigenwirtschaftliche IC-Linie Stuttgart–Aalen–Nürnberg gesichert bleibt.

Stimmen aus der Verbandsversammlung

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Gunter Bühler machte in der Debatte deutlich, dass er trotz aller Planungen skeptisch auf die aktuelle Lage der Schiene in der Region blickt. Er verwies auf die Vielzahl an Störungen auf nahezu allen Strecken und stellte die Finanzierbarkeit der Verkehrswende in Frage: „Wir reden über ambitionierte Fahrplankonzepte, aber gleichzeitig erleben die Menschen täglich Ausfälle und Verspätungen. Bevor wir neue Versprechen geben, müssen wir zumindest den Status quo zuverlässig zum Fahren bringen.“

SPD-Fraktionsvorsitzender Thilo Rentschler hob die strategische Rolle Aalens als Knotenpunkthervor und knüpfte daran klare Erwartungen an die Umsetzung des Zukunftsfahrplans. „Aalen ist und bleibt eine Drehscheibe im regionalen und überregionalen Bahnnetz – direkte RE-Verbindungen nach Nürtingen, zum Flughafen Stuttgart, zum Stuttgarter Hauptbahnhof und nach Crailsheim sind für die wirtschaftliche Entwicklung der Region zentral“, betonte Rentschler. Zugleich kritisierte er die langen Zeithorizonte der Bahnplanung: „Ob bei Stuttgart 21 oder bei regionalen Projekten wie der Brenzbahn – Zeiträume von Jahrzehnten sind den Menschen kaum mehr zu vermitteln.“

Landrat Peter Polta (Freie Wähler) unterstrich, dass der Ausbau der Schieneninfrastruktur immer mit einer ehrlichen Finanzierungsdiskussion verbunden sein müsse. „Planung und Verbesserung der Schieneninfrastruktur sind unverzichtbar, aber sie müssen dauerhaft finanzierbar bleiben –genauso wie der Betrieb eines guten, stabilen Bahnangebots“, so Polta.

Für die Grünen machte Volker Grab (Fraktionsvorsitzender B90/Die Grünen) auf die Risiken für Remsbahn und Obere Jagstbahn aufmerksam und verband dies mit einem ausdrücklichen Lob für die Arbeit der Geschäftsstelle der Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg beim Regionalverband. Er betonte: „Die Interessengemeinschaft schafft es, dass die eigentlich konkurrierenden Strecken Remsbahn und Murrbahn mit einer Stimme auftreten. Dass beide Sprecher – Landrat Bauer aus dem Landkreis Schwäbisch Hall und Landrat Dr. Bläse aus dem Ostalbkreis – gemeinsam gegenüber Bahn, Bund und Land auftreten, ist ein starkes Signal für die Region.“

Railport-Studie und Güterverkehr

Mit einem Beschluss zur Auftragsvergabe einer Machbarkeitsstudie für einen regionalen Railport stellte die Verbandsversammlung zudem die Weichen für eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Beauftragt wurde ein spezialisiertes Ingenieurbüro, das eine eisenbahntechnische und betriebliche Analyse mehrerer potenzieller Railport-Standorte in Ostwürttemberg vorlegen soll. Ziel der Untersuchung ist es, einen oder mehrere Standorte herauszuarbeiten, an denen künftig ein leistungsfähiger Umschlagknoten zwischen Straße und Schiene entstehen kann. Damit sollen Unternehmen in Ostwürttemberg bessere Angebote für klimafreundliche Logistik erhalten und die Region ihre Rolle als starker Wirtschaftsstandort mit guter Bahnanbindung weiter ausbauen.